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Lohnunterschiede zwischen Geschlechtern widerlegen neoliberale Logik

Frauen von unsozialer Krisenpolitik besonders betroffen

Die Löhne der Arbeitnehmer in Deutschland haben sich in den vergangenen Jahren deutlich schlechter entwickelt als in den meisten EU-Ländern. Auch bei den Gehaltsunterschieden zwischen Männern und Frauen zählt die Bundesrepublik zu den Schlusslichtern in Europa, wie aus einem gerade veröffentlichten EU-Bericht zur europäischen Einkommensentwicklung hervorgeht. Dazu erklärt das globalisierungskritische Netzwerk Attac:

"Die immer größer werdende Schere zwischen Lohn- und Kapitaleinkommen wird zu Recht mittlerweile auch in der breiten Öffentlichkeit als eine der Hauptursachen der aktuellen Krise benannt. Eine der sichtbarsten Ungleichheiten, der Unterschied der Löhne zwischen Männern und Frauen, fällt in der öffentlichen Wahrnehmung allerdings oftmals hinten runter", stellte Marlene Werfl von der Attac-Projektgruppe "Frauenkompetenz in der Finanzkrise" fest.

Die drastischen Einkommens- und Vermögensunterschiede hätten zur Folge, dass von den liberalisierten Finanzmärkten vor allem Männer profitiert haben. "Die Opfer der Krise dagegen sind in erster Linie Kinder und Alleinerziehende – und das sind meistens Frauen", sagte Marlene Werfl. Zur Bewältigung der Krisenkosten diejenigen zur Verantwortung zu ziehen, die von den liberalisierten Finanzmärkten profitiert haben, bedeute daher auch ein Mehr an Geschlechtergerechtigkeit.

Eine Erhöhung der Mehrwertsteuer, wie sie – allen Dementis aus Berlin zum Trotz – derzeit diskutiert wird, würde vor allem einkommensschwache Haushalte und damit besonders Frauen treffen. Dasselbe gelte für einen Abbau sozialer Infrastruktur. Attac fordert, den Spitzensatz der Einkommensteuer zu erhöhen, eine Sonderabgabe auf hohe Vermögen sowie eine ordentliche Erbschaftssteuer zu erheben, die Vermögensteuer wiederzubeleben und eine Steuer auf Finanztransaktionen einzuführen. Zudem gelte es, alle Maßnahmen zur Konjunkturbelebung einem Umverteilungs-Check zu unterziehen. "Umverteilung von oben nach unten bedeutet auch Umverteilung zwischen den Geschlechtern", sagte Marlene Werfl.

Nicht nur die Finanzkrise, auch die anhaltende Ungleichheit zwischen Frauen und Männern konterkariere das marktliberale Paradigma. Marlene Werfl: "Allein die Tatsache, dass Frauen oft besser ausgebildet sind und trotzdem durchschnittlich deutlich weniger als Männer verdienen, führt die neoliberale Logik, dass sich die 'Besten' durchsetzen, ad absurdum."

Die Attac-Projektgruppe "Frauenkompetenz in der Finanzkrise" will Frauen zur Einmischung in Fragen der Finanz- und Wirtschaftspolitik ermutigen und der unterschiedlichen Betroffenheit der Geschlechter mehr Beachtung verschaffen.

 

Für Rückfragen:

  • Marlene Werfl, Attac-Projektgruppe "Frauenkompetenz in der Finanzkrise", Tel. (0781) 33 114
  • Deborah Ruggieri, Gender-AG von Attac, Tel. (0163) 783 9800