Attac legt Kapital an die Kette
Mit einer Aufsehen erregenden Aktion hat das globalisierungskritische Netzwerk Attac am heutigen Donnerstag in Frankfurt seiner Forderung Nachdruck verliehen, Banken und Kapitalmärkte zu schrumpfen und Reichtum umzuverteilen. Anlass für die Aktion war der heute beginnende G20-Gipfel in Pittsburgh/USA.
Vor den Augen der überraschten Passanten warfen die Globalisierungskritiker rot-weiße Baustellenketten über das Euro-Zeichen auf dem Frankfurter Willy-Brandt-Platz und umwickelten mit ihnen die 15 Meter hohe Skulptur. "Statt G20: Kapital an die Kette! Umverteilung von oben nach unten – weltweit!" forderten sie dazu auf einem Transparent.
"Wir brauchen einen grundlegenden Wandel des globalen Finanz- und Wirtschaftssystems. Den müssen die G20 endlich einleiten, statt einzelne Maßnahmen als Allheilmittel anzupreisen", sagte Detlev von Larcher vom Attac-Koordinierungskreis. Notwendig sei ein Dreiklang aus echter Kontrolle und Schrumpfung des Bank- und Finanzsektors, der Beseitigung von globalen Handels- und Machtungleichgewichten sowie einer gerechten Verteilung von Vermögen weltweit. "Und selbstverständlich müssen diejenigen die Krisenlasten tragen, die zuvor von den liberalisierten Finanzmärkten profitiert haben", betonte Detlev von Larcher.
Als konkrete Maßnahmen forderte Attac
- die Einführung einer Finanztransaktionssteuer,
- ein entschlossenes Vorgehen gegen Steueroasen samt eines weltweiten automatischen Informationsaustausches,
- einen globalen Finanzmarkt-TÜV, der alle Finanzprodukte prüft und gegebenenfalls vom Markt nimmt sowie verhindert, dass Banken zu groß und damit systemrelevant ("too big to fail") werden,
- eine Weltreservewährung, wie sie der Nobelpreisträger Joseph Stiglitz fordert, um internationale Handels- und Machtungleichgewichte zu verringern
- sowie eine globale Vermögensabgabe von zwei Prozent für Superreiche.
Markus Henn von der bundesweiten Attac-Arbeitsgruppe Finanzmärkte: "Die Vorschläge der G20 dagegen laufen im Wesentlichen darauf hinaus, weiterhin die marktliberale Medizin zu verabreichen, die krank gemacht hat. Die wenigen Ausnahmen - wie etwa das angebliche Engagement von Bundeskanzlerin Angela Merkel für die Finanztransaktionssteuer – sind leicht als Lippenbekenntnisse wahlkämpfender Politiker zu erkennen."
Für Rückfragen:
- Detlev von Larcher, Attac-Koordinierungskreis, Tel. (0160) 9370 8007
- Markus Henn, Attac-AG Finanzmärkte, Tel. (0176) 6760 6378
Deutschsprachige Attac-Kontakte in Pittsburgh:
- Jutta Sundermann, Attac Deutschland, Tel. 001-562-781 6953
- Hugo Braun, Attac Deutschland, Tel. 001-372-5938 4793
- Agnes Peterseil, Attac Österreich, Tel. 001-347-218-2042
- Christian Schoder, Attac Österrreich, Tel. 001-347-324 8718
(Die Zeitverschiebung beträgt -6 Stunden: 12 Uhr in Deutschland entspricht 6 Uhr in Pittsburgh)