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Attac-Aktion "Ablenkung vor der Wahl - Sozialabbau danach?"

Globalisierungskritiker fordern von Parteien: Karten auf den Tisch!

Mit einer phantasievollen Aktion in der Karlsruher Innenstadt haben Teilnehmerinnen und Teilnehmer der Attac-Sommerakademie am Samstag von allen politischen Parteien klare Aussagen gefordert, wie sie nach der Bundestagswahl mit den fehlenden Einnahmen und der dramatisch steigenden Staatsverschuldung umgehen wollen. "Wir wollen nicht mit Scheindebatten über Dienstwagenaffairen, die Stammbäume von Ministern, die Schweinegrippe oder das mangelnde Charisma von Kanzlerkandidaten abgelenkt werden, sondern jetzt von den Parteien wissen, was sie nach der Wahl vorhaben: Mit welchen Prioritäten werden sie den nächsten Bundeshaushalt aufstellen? Wie wollen sie die Einnahmen der öffentlichen Hand erhöhen? Und wo planen sie bereits Sozialabbau? Das sind die drängenden Fragen, auf die wir eine Antwort verlangen", sagte Jutta Sundermann vom bundesweiten Attac-Koodinierungskreis. Stattdessen werde die öffentliche Diskussion über zentrale politische Fragen beharrlich vermieden.

"Karten auf den Tisch!" lautete daher das Motto der Aktion, bei der aufgebrachte Bürgerinnen und Bürger – dargestellt von Attac-Aktiven – einen Worthülsen von sich gebenden Politiker (ebenfalls ein Aktivist) samt seiner Stretchlimousine vom Karlsruher Marktplatz drängten. In Sprechchören und auf Transparenten forderten die Demonstranten Politiker und Parteien auf, endlich Konzepte auf den Tisch zu legen für die Lösung der wirklich drängenden Probleme.

"Die Zurückhaltung der meisten Parteien, ihre Pläne für die Zeit nach der Wahl offen zu legen, deutet angesichts der leeren öffentlichen Kassen auf nichts anderes hin, als dass sie Kürzungen in Milliardenumfang planen: bei den Sozialversicherungssystemen und bei den öffentlichen Ausgaben für Bildung, Soziales, Kultur und Gesundheit. Aber das sagen sie uns nicht", stellte Boris Loheide von Attac Köln fest.

Ersten Schätzungen zu Folge werden den Sozialversicherungs-Systemen bis Ende 2010 an die 30 Milliarden Euro Einnahmen fehlen. Die durch die Finanz- und Wirtschaftskrise erwarteten Steuerausfälle für Bund, Länder und Gemeinden werden stetig nach oben korrigiert. Das Bankenrettungspaket wird die Steuerzahlerinnen und Steuerzahler einen dreistelligen Milliardenbetrag kosten. Hinzu kommen die Milliarden für die Konjunkturpakete.

Attac verlangt, die Krisenkosten nicht auf die Allgemeinheit abzuwälzen und fordert stattdessen als ersten Schritt eine einmalige Abgabe auf große Vermögen. Boris Loheide: "Wenn nicht endlich diejenigen mit zur Verantwortung gezogen werden, die Jahrzehnte lang von den liberalisierten Finanzmärkten profitiert haben, droht ein drastisches öffentliches Verarmungsprogramm. Darüber müssen wir öffentlich diskutieren, nicht über Michelle Obamas Oberarme."

Die Aktion war eingebettet in die Attac-Sommerakademie, zu der sich seit Dienstag rund 600 Attac-Mitglieder und Interessierte aus ganz Deutschland in der Karlsruher Waldorfschule zusammengefunden haben. Die Sommerakademie ist die jährliche zentrale Bildungsveranstaltung der Globalisierungskritiker und endet am Sonntag mit dem Ratschlag, der Bundesvollversammlung von Attac.

Für Rückfragen und Interviews:

  • Jutta Sundermann, Attac-Koordinierungskreis, Tel. (0175) 8666 769
  • Boris Loheide, Attac Köln, Tel. (0176) 2322 7655