Rückmeldungen zum Bankentribunal
Stimmen aus dem Publikum
... finden sich auf dieser Unterseite.
Statements der Mitwirkenden
Robert von Heusinger (Journalist, langjähriger Leiter des Wirtschaftsressorts Frankfurter Rundschau), Verteidiger von Axel Weber und Hans Tietmeyer:
Meine Top 3
1. Das Publikum
... weil es unglaublich interessiert war und zwar an der Sache, weil es Humor hatte, weil es mitgefiebert hat und fair war.
2. Harald Schumann
... weil solche Journalisten braucht das Land. Kenntnisreich, klug und nicht auf Seiten der Mächtigen.
3. Die Verteidigung
...weil sie theatralisch war, weil sie das Tribunal mit einem Augenzwinkern genommen hat, weil sie rhetorisch einfach mehr her gemacht hat als die Anklage.
Meine Flop 3
1. Die Berichterstattung bei Spiegel-Online
... weil soviel miesmachender Journalismus war selten.
2. Das Urteil
... weil es gähnend langweilig war, weil es keinen Bezug zum Verhandlungstag hatte.
3. Die Anklage
... weil 15 Minuten sind 15 Minuten, weil Theater und nicht selbstherrliche Vorlesungen angesagt sind, weil es das Paradies auf Erden nicht gibt.
Conrad Schuhler (Institut für Sozialökologische Wirtschaftsforschung, München), Ankläger
Das Faszinierende am Tribunal war für mich einerseits dieser geballte Sachverstand von Attac und der Linken insgesamt und andererseits die enorme Lernbereitschaft und -fähigkeit des großen Publikums. Es war spürbar, dass diese Energie der vielen Aktiven hinaus drängt in die politische Aktion, in die Demokratisierung des Finanzsektors. Dies, die konzertierte politische Aktion, sollte noch mehr zum Schwerpunkt von Tribunalen und Konferenzen von Attac werden.
Wolfgang Kaden (Autor, ehem. Chefredakteur "Der Spiegel" und "Manager Magazin"), Verteidiger von Josef Ackermann:
Konnte man von einer Kampf-Organisation wie Attac eine einigermaßen faire und ertragreiche Auseinandersetzung mit der Finanzkrise erwarten? Als ich mich am Freitag auf den Weg nach Berlin machte, war ich sehr skeptisch. (...) Umso größer die Freude am Samstag. (...) Die Dramaturgie war gut durchdacht. (...) Almut Hielscher hatte Recht, als sie am Sonntagmorgen sagte, während der Verhandlungen sei kaum jemand auf den Fluren des Theaters umhergelaufen und dies könne als bestes Indiz für die hohe Qualität des Tribunals gewertet werden. Umso enttäuschender dann der Sonntagmorgen. (...) Die Verlesung der Urteile hörte sich für mich an, als ob die Richter schon mit dem fertigen Urteils-Text angereist wären. Es fehlte jedwede inhaltliche Auseinandersetzung mit dem, was am Tag zuvor abgelaufen war. Schade. (...) [das Statement in voller Länge lesen]
Peter Wahl (WEED), Verteidiger der Bundesregierungen:
Das Tribunal war ein Erfolg für Attac. (…) Nach innen trägt die Veranstaltung hoffentlich dazu bei, die inhaltlichen Positionen zu qualifizieren, zu differenzieren und damit wirksamer zu machen. (…) Allerdings sind auch die Grenzen des Formats deutlich geworden: 1. es erzeugt einen Sog hin zur Personalisierung und zum Denken in Kategorien von Schuld. (…) 2. es erweckt nach außen hin Erwartungen, die unerfüllbar sind. (…)Ich hätte mir gewünscht, dass die Distanz zu einem richtigen Prozess etwas deutlicher geworden wäre. (…) Noch eine Bemerkung zum Vergleich mit den Russell Tribunalen: (…) Der Informationscharakter stand sehr im Mittelpunkt und Bewertungsfragen waren sekundär. Das ist heute und zumal bei der Finanzkrise anders. Das ist für zukünftige Projekte dieser Art zu berücksichtigen. [das Statement in voller Länge lesen]
Elmar Altvater (Politikwissenschaftler), Ankläger:
Wenn das Tribunal Frau Merkel und die anderen Angeklagten zu mehr verurteilt hätte,, als zur Strafe in Endlosschleife des Bundespräsidenten Köhler gesammelte Weihnachtsansprachen zu hören, und zur Wiedergutmachung sich endlich resolut für die so notwendige Regulierung der Finanzmärkte und für eine soziale und solidarische Politik einzusetzen, hätte man juristisch einwandfreie Verfahrensregeln einhalten müssen. Doch das Urteil, das sich zwar an die Punkte der Anklage hielt, aber auch den Argumenten der Verteidigung Raum gab, stellte zweierlei klar: Es gab erstens der Kritik, der Empörung, dem Zorn von weiten Kreisen der Bevölkerung über die Nonchalance Ausdruck, mit der die wichtigsten Akteure in Finanzinstituten und in der Politik in der Krise handeln, fast so als ob man einfach so weitermachen könne wie vor der Krise. Zweitens gibt das Urteil Hinweise auf die Wege, die nun beschritten werden müssen, um ein ähnliches Desaster wie seit 2007 zu vermeiden. Die Umsetzung des Urteils ist also ein Auftrag an alle jene, die sich gegen die Finanzkrise und ihre Folgen engagiert haben.