Pappnasen Rotschwarz – Mit Witz und Phantasie fürs "Umfairteilen"
Mehr als 150 alternative Karnevalist_innen der "Pappnasen Rotschwarz" haben zusammen mit Attac-Aktiven beim traditionellen "Zoch vorm Zoch" am Kölner Rosenmontag für eine Umverteilung des gesellschaftlichen Reichtums von Oben nach Unten Stimmung gemacht. Unter dem Motto "Ömverdeile deit Nut – he und am Zockerhut" brachten die globalisierungskritischen Politjecken dabei tausende bunt gestalteter "Gut- und Bösscheine" unter die rund 500.000 Menschen am Zugweg – mit konstruktiv-satirischen Vorschlägen, wie die fünf Billionen Euro Barvermögen auf deutschen Konten sinnvoll zu nutzen wären.
Nach dem Umfairteilen-Aktionstag im vergangenen September – die Pappnasen waren mit einer ironischen Reichendemo dabei – war für die Gruppe ihr diesjähriges Sessionsthema klar: So ließen sich beim Zoch zunächst ALDI-Brüder, "Hätschfong"-Manager, griechische "R€€d€r", Zuckerbarone und der "Geldscheinheilige Bankratius" in Rikschas und Sänften durch Köln kutschieren. Ihnen auf dem Fuß aber folgten die "Umfairteiler": So der kölsche Rächer der Entrechteten, "Tünnes Hood" als Großpuppe mitsamt seiner Gefährtin "Lady Mariesche", dazu eine bunte Schar von "Robin Hoods aller Länder und Veedel". Verstärkung gab es in diesem Jahr erstmals auch von der Underground-Bläserformation "Kwaggawerk" und einer getanzten Polit-Performance der Sporthochschule Köln. Gemeinsam mit den Jecken am Straßenrand sangen UmverteilerInnen und Reiche liebevoll-bissig umgetextete Karnevals- und Stimmungslieder.
Der alte Jupp Schmitz-Klassiker "Wer soll das bezahlen?" wurde da schon mal weitergedichtet: "Dat is nit Eure Pinke-Pinke – uns gehört die Welt!". Und auch die brasilianisch inspirierten Bläck Fööss-Hits "Mer bruche keiner" und "Copacabana" kamen textlich ganz neu zu Ehren. "Alle Pappnasen-Songs kann man jederzeit nachhören auf unserer neuen Webseite Pappnasen-rotschwarz.de", erzählt Boris Loheide von der Kölner Attac-Gruppe. Dort ist auch das Projekt "Udo und die Nanas" dokumentiert, mit dem die Alternativ-Karnevalisten im vergangenen Mai bei den Blockupy-Protesten in Frankfurt für Furore gesorgt hatten. Loheide: "Die 'Udo und die Nanas'-Schlager sind übrigens voll karnevals- und schlagerpartytauglich – und stehen frei im Netz“.
Die Pappnasen Rotschwarz (früher: "G8-Pappnasen"), die erstmals am Rosenmontag 2007 den "Zoch vor dem Zoch" aufmischten, um für die Anti-G8-Proteste in Rostock zu mobilisieren, verstehen sich als Teil der alten obrigkeitskritischen kölschen Karnevalstradition – und engagieren sich zugleich in der globalen Bewegung für Demokratie, Gerechtigkeit und Nachhaltigkeit. "Es geht uns immer auch um den Zustand unserer Welt. 'He un am Zockerhut' ist kein Lippenbekenntnis. Wir denken global und sind aktivistisch jeck", erklärt Boris Loheide.