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Mit Steuergeld gerettete Banken wetten weiter auf Hunger

Attac fordert Ende preistreibender Nahrungsmittelspekulation

Das internationale Kleinbauernnetzwerk La Via Campesina hat für den morgigen Samstag, 17. April, einen globalen Aktions- und Informationstag für Ernährungssouveränität und bäuerliche Rechte ausgerufen. In diesem Zusammenhang fordert das globalisierungskritische Netzwerk Attac erneut ein Verbot preistreibender Spekulation mit Nahrungsmitteln.

"Frisch mit Steuermilliarden gerettete Banken bieten Wetten auf die Preisentwicklung von Agrarrohstoffen an. Weit mehr als 100 Millionen Menschen weltweit, die wegen der Krise unter die Armutsgrenze gefallen sind, werden offenbar als Kollateralschäden hingenommen", sagte Jutta Sundermann vom bundesweiten Attac-Koordinierungskreis. "Wir fordern endlich strikte Beschränkungen, um finanzmarktgetriebene Preissteigerungen von Nahrungsmitteln zu verhindern. Dafür muss sicher gestellt werden, dass an den Terminmärkten künftig nur Produzenten, Händler oder Abnehmer eines Rohstoffs handeln dürfen und reine Spekulanten ausgeschlossen werden."

Attac verurteilt, dass die Spekulation mit Nahrungsmitteln nicht eingedämmt wird, obwohl die tödlichen Nebenwirkungen bekannt sind. 2007 stiegen fast alle Banken in den Handel mit Optionsscheinen auf Agrarrohstoffe ein und heizten damit die Preissteigerungen für Nahrungsmittel noch an. 2008 gab es nach Auskunft der Welternährungsorganisation FAO in 37 Ländern Hungeraufstände, in Haiti wurde die Regierung gestürzt.

Dennoch hält die Spekulation mit Nahrungsmitteln unvermindert an:

  • Der Versicherungsriese Allianz hat von den Bankenrettungen unauffällig profitiert. Die Rettung der Commerzbank sicherte ihm Milliarden, weil er so die ebenfalls schwer angeschlagene Dresdner Bank doch noch an die Commerzbank verkaufen konnte. Die Allianz war außerdem größter Gläubiger der HRE. Die Konzerntochter "Allianz Global Investors" begründet die Erfolgsaussichten ihrer Agrar-Fonds im Internet wie folgt: "Bevölkerungswachstum, Klimawandel und veränderte Verbraucherbedürfnisse sind globale Entwicklungen mit weitreichenden Auswirkungen auf unsere Ressourcen. [...] Die El Nino-Wetterlage dürfte zudem das normale Niederschlagsaufkommen verändern und somit zu höheren Preisen für Getreide und Palmöl führen."
  • Die Deutsche Bank hat Rettungsmilliarden als Gläubigerin der AIG, der IKB und der HRE kassiert – und wirbt weiterhin für ihre Agrarfonds.
  • Auch die Commerzbank hält weiterhin an der lebensbedrohlichen Spekulation mit Nahrungsmitteln fest, obwohl sie mittlerweile immerhin zu 25 Prozent dem Bund gehört.
  • Auch die mit fünf Milliarden Euro vom Bund gerettete Landesbank Baden Württemberg preist das "Nachholpotenzial" der Agrarrohstoffmärkte. So wirbt die LBBW im Internet mit dem zynischen Slogan: "Erträge ernten".


Jutta Sundermann: "Wenige Produktwerbungen sind so zynisch wie die, mit denen Fonds, Banken und Anlegermagazine ihre Agrarfonds anpreisen: Klimawandel, knapper werdende fruchtbare Äcker und der Boom der Agrotreibstoffe werden als Verkaufsargumente gepriesen, die langfristig traumhafte Renditen sichern sollen. Dass das keine Werbebotschaften sind, sondern einige der zentralen Ursachen dafür, dass über eine Milliarde Menschen hungert, wird nicht erwähnt."


Für Rückfragen:

  • Jutta Sundermann, Attac-Koordinierungskreis, Tel. 0175 - 86 66 76 9
  • Steffen Stierle, Attac-Koordinierungskreis, Tel. 0170 - 44 51 755