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Kritische Karnevalisten besetzen den Heimatbegriff instand

Kölner „Pappnasen Rotschwarz“ am Rosenmontag beim Zoch vorm Zoch

Pappnasen 2019 / Attac Köln 


Rund 100 karnevalsbegeisterte Politaktivist*innen der „Pappnasen Rotschwarz“, darunter viele Attac-Aktivist*innen, haben auch in diesem Jahr beim traditionellen Zug vor dem Rosenmontagszug das offizielle Karnevalsmotto jeck ins kritische Licht gerückt. Statt „Uns Sproch es Heimat“ galt bei ihnen: "Uns Sproch: Heimat Instandbesätze!“ – sprich: Den Heimatbegriff positiv zu besetzen, und ihn nicht Rassisten und sogenannten Patrioten zu überlassen. Wie immer präsentierten sie umgetextete Karnevalslieder, aufwendige Großpuppen und Mitmachaktionen für das Publikum am Zugweg.

Zudem nahmen die Pappnasen auch kritisch-satirisch die verschiedenen Aspekte von Heimat-Vertreibung aufs Korn, die neben den Geflüchteten aus vielen Krisengebieten der Welt auch Bewohner von Dörfern im Rheinischen Braunkohlerevier oder Mieter*innen in Großstädten betrifft.

Den fröhlichen Umzug der Pappnasen Rotschwarz führte die „Bewegung der Heimat-Instandbesetzer“ an: Bunte Großpuppen wie Tünnes und Mariechen, die Toleranz, Offenheit und zugleich Heimatnähe symbolisieren. Die bunte Menschenmenge am Zugweg konnte auch in einen Spiegel blicken, der die Frage beantwortete: Wem gehört die Stadt?

Im zweiten Teil des Zuges trieb der „Bund der Heimatvertreiber“ sein Unwesen: Dazu gehörte natürlich der Energieriese RWE, dargestellt als mehrköpfiger Drache, der die Bewohner im Braunkohlerevier aus ihren Dörfern jagt. Auch das bedrohliche Bayer/Monsanto-Monster war in der Vereinigung organisiert: Zusammen mit dem „Glyphosatan“ wollte es Bienen und Insekten den Garaus machten. Zum „Bund der Heimatvertreiber“ gehörten dazu ein fieser Miethai, der Menschen aus ihren angestammten Vierteln schmeißt und die vielarmige Waffenindustrie, die Menschen überall auf der Erde entwurzelt und zur Flucht zwingt.

Kein gutes Haar ließen die jecken Aktivist*innen auch an den selbsternannten ‚Patrioten‘ aller Couleur. Den Heimatminister erklärten sie zum „Grenzzaun-Vollhorst“ – seltsame Gartenzwerge vom „Heimatministerium für bekloppten Rückwärtsgang“ präsentierten entsprechende Gangarten. Dazu hatte sich ein AFD-Giftzwerg selbst vollkommen in Stacheldraht eingewickelt und hielt ein Schild hoch: „Die Freiheit nehm‘ ich mir!“
Und auch in Liedern wie „Heimathirsch“ oder „Et jibt ei Wood“ redeten die Pappnasen karnevalistischen Klartext: „Die Textzeile ‚Heimat muss mer deile – süns isset keine Heimat mieh’ sagt für uns alles aus. Grenzen sind nun mal buchstäblich ein Zeichen von Beschränktheit“, erklärte Pappnasen-Mitgründer Thomas Pfaff von Attac .  Dass es auch ganz ohne Integrationszwang geht, beschrieb der Song „I bin a boarischer Bur“, in dem Pappnasen-Leadsänger Hardy S. Party von seinem Ankommen in der kölschen Karnevalsszene erzählt.

Ein Bild mit Geißbock und Dom in idyllischer Landschaft illustrierte die Botschaft der Pappnasen: „Heimat ist schön – aber der Zaun muss weg“. Und mit der letzten Strophe ihrer Version des „Bürgerliedes“ von 1848 brachten es die Pappnasen noch einmal auf den Punkt:

Dröm leev Lück hürt nit op Räschte
Wenn se üsch verzälle möschte
Wie un wat uns Heijmat wör
Jede Jeck is nit nur anders,
Nä, he kütt och vun woanders
Un esu muss Heijmat sin

Darum, liebe Leute, hört nicht auf Rechte
Wenn sie Euch erzählen wollen
Wie und Was unsere Heimat sei
Jeder Jeck ist nicht nur anders,
Nein, er kommt auch von woanders
Und genau so muss Heimat sein



Pressekontakt:

  • Thomas Pfaff. Attac Köln,  Tel. 0170 9041 451


Fotos auf Nachfrage bei presse@attac.de, Tel. 069 900 281 42