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Deutschland unter den Top 10 der Schattenfinanzplätze der Welt

Netzwerk Steuergerechtigkeit legt Schattenfinanzindex 2011 vor

 

Pressemitteilung
Netzwerk Steuergerechtigkeit



Das internationale Netzwerk Steuergerechtigkeit (Tax Justice Network) veröffentlicht heute die Rangliste der schädlichsten Schattenfinanzzentren der Welt. Angeführt wird die Liste von der Schweiz, Deutschland kommt auf Platz 9.

Die Rangliste basiert auf dem Schattenfinanzindex (Financial Secrecy Index). Mit diesem Index werden 73 Länder und Gebiete nach dem Grad ihrer Intransparenz im Finanzsektor bewertet. Die Intransparenz wird anschließend mit dem Anteil der Länder am Weltmarkt für grenzüberschreitende Finanzdienstleistungen gewichtet und so eine Gesamtwertung ermittelt.

Zur Bedeutung des Schattenfinanzindex erklärt Detlev von Larcher vom Netzwerk Steuergerechtigkeit und aktiv bei Attac: "Der Schattenfinanzindex verdeutlicht die Mechanismen illegitimer Finanztransaktionen. Indem er zeigt, dass Schattenfinanzzentren nicht nur in der Karibik, sondern auch mitten in Europa liegen, unterstreicht er die zentrale Verantwortung der Industrieländer für Kapitalflucht und Steuervermeidung."

Deutschland ist ein wichtiger Spieler im globalen Netz aus Geheimhaltung und Intransparenz, es rangiert im Index nur knapp hinter Ländern wie der Schweiz, den Cayman Islands und Luxemburg. Dazu stellt Markus Meinzer, Ko-Autor des Index beim Netzwerk Steuergerechtigkeit, fest: "Dass Deutschland unter den Top 10 der Schattenfinanzzentren platziert ist, liegt an seiner Bedeutung als wichtiger Finanzplatz für Steuerausländer und den zum Teil schwachen Offenlegungspflichten. Außerdem gewährt Deutschland weitreichende Steuervergünstigungen für im Ausland Ansässige, auch aus Entwicklungsländern. Kombiniert mit den vorhandenen Möglichkeiten der Geheimhaltung hat das zum Fluss großer Summen nach Deutschland geführt."

Georg Stoll, Experte für Entwicklungspolitik bei Misereor ergänzt: "Die derzeit eingefrorenen Milliarden arabischer Despoten stellen hier gewiss nur die Spitze des Eisbergs dar. Entwicklungsländer verlieren Jahr für Jahr Gelder in dreistelliger Milliardenhöhe durch Kapitalflucht und Steuervermeidung. Die Bundesregierung ist aufgefordert, sich endlich für wirksame Maßnahmen zur Bekämpfung der Steuerflucht in den Schattenfinanzzentren einzusetzen. Der G20-Gipfel in Cannes bietet dafür die nächste Gelegenheit." Der Schattenfinanzindex wurde vom Netzwerk Steuergerechtigkeit (Tax Justice Network) erstmals 2009 veröffentlicht. Mit dem Schattenfinanzindex 2011 liegt nun die zweite, methodisch vollständig überarbeitete und aktualisierte Version vor.


Für Rückfragen und Interviews:

  • Detlev von Larcher, Attac Deutschland und Netzwerk Steuergerechtigkeit. Tel +49 160 93 70 80 07, detlev.larcher@attac.de
  • Markus Meinzer, Mitarbeiter des Internationalen Sekretariats des Tax Justice Network, Marburg. Tel. +49 6421 301 9517, Mobil +49 178 340 5673, markus@taxjustice.net.
  • Nick Shaxson, Mitarbeiter des Internationalen Sekretariats des Tax Justice Network, Zürich. Tel. +41 79 477 1070, shaxson@gmail.com.
  • John Christensen, Direktor, Tax Justice Network International Secretariat, London. Tel +44 79 79 868 302, john@taxjustice.net.
  • Georg Stoll, Abteilung Entwicklungspolitik, Misereor, Tel. +49 179 45 85 888 , Stollg@misereor.de.


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Das Netzwerk Steuergerechtigkeit (Tax Justice Network) setzt sich für die Stärkung der öffentlichen Finanzen und für ein gerechteres Steuersystem ein - in Deutschland und weltweit. Wir fordern von der Politik ein entschiedenes Vorgehen gegen Steuerflucht und missbräuchliche Steuervermeidung. Das Netzwerk Steuergerechtigkeit ist ein internationaler Zusammenschluss von sozial- und entwicklungspolitischen sowie kirchlichen Organisationen, WissenschaftlerInnen und engagierten Einzelpersonen. Im Netzwerk Steuergerechtigkeit arbeiten in Deutschland unter anderem mit: Attac Deutschland, Global Policy Forum, Misereor, Terre des Hommes, Verdi und Weed.