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Übernahme von Ökotextilanbieter durch Private-Equity-Fonds stoppen

Rüstungskonzern Carlyle will Hess-Natur schlucken / Jetzt unterschreiben!

Der Private-Equity-Fonds und Rüstungskonzern Carlyle plant eine Übernahme des Ökotextilunternehmens Hess-Natur. Attac kündigt Proteste an. Die Kundinnen und Kunden von Hess-Natur sind politisch wache Menschen, die eine sozial und umweltverträgliche Produktion von Textilien fördern wollen und sich sicher nicht daran beteiligen werden, die Kassen eines Panzerbauers zu füllen.

Attac-Aktive planen für Freitag eine Aktion beim Unternehmenssitz von Hess-Natur in Butzbach, ausserdem sammelt Attac auf einer Kampagnenseite Unterschriften gegen die Übernahme. Wir rufen die Kundinnen und Kunden von Hess-Natur sowie alle kritischen Bürgerinnen und Bürger auf, mit ihrer Unterschrift deutlich zu machen, dass sie im Falle einer Übernahme durch Carlyle nicht bei Hess-Natur kaufen werden. Je mehr Druck und Wirbel wir machen, umso größer sind unsere Chancen, Carlyle abzuschrecken. Es ist anzunehmen, dass der Private-Equity-Fonds eine öffentlich geführte kritische Debatte in Deutschland über sein Geschäftsmodell scheut.

Wie aus einem Artikel in der Frankfurter Rundschau vom heutigen Mittwoch hervorgeht, hat Carlyle entgegen ersten Medienberichten nach wie vor starkes Interesse an einer Übernahme von Hess-Natur. Hess-Natur wurde 2001 von der Arcandor-Tochter Primondo übernommen und fiel dann im Zuge der Arcandor-Pleite zusammen mit anderen Spezialversendern an den Karstadt-Quelle-Mitarbeiter-Trust (KQMT). Im November hat Carlyle von KQMT bereits sechs Spezialversender gekauft, darunter Baby-Walz.

Die ehemalige Pressesprecherin von Hess-Natur, Anne Kirchhof, unterstützt den Protest: "Tausende von Menschen als Kunden und hunderte
Betriebe als Lieferanten auf der ganzen Welt haben Hess-Natur seit seiner Gründung begleitet und darin unterstützt, umweltverträgliche
Standards und faire Handelsbeziehungen über drei Jahrzehnte in der Modeindustrie zu etablieren. Sie folgten der Vision einer menschenfreundlichen, sozialverträglichen und zukunftsfähigen Wirtschaft. Die Mitarbeiter, Lieferanten und Kunden von Hess-Natur wollen sicher nicht für einen Rüstungskonzern arbeiten oder ihre Kleidung dort kaufen."

Attac engagiert sich über den Fall Hess-Natur hinaus gegen das Geschäftsmodell der als "Heuschrecken" bekannten Private-Equity-Fonds
und fordert strenge gesetzliche Regeln für die Branche. Die Politik gestattet nach wie vor den Kauf und das Ausschlachten, den Weiterverkauf oder die Umwandlung von Unternehmen durch Private-Equity-Fonds. Die neue EU-Regulierung ändert daran zu wenig. Private-Equity-Fonds ruinieren Betriebe durch kreditfinanzierte Sonderausschüttungen, müssen weiterhin kaum Eigenkapitalvorschriften erfüllen und sind von der Gewerbesteuer befreit.