Der Schattenfinanzindex (Financial Secrecy Index, FSI) hilft zu verstehen, wie Geheimhaltungs- und Verdunkelungspraktiken im Finanzwesen, illegale Finanzströme und Korruption zusammenhängen und funktionieren. Zum ersten Mal wird beleuchtet, wie ein weltweites Netz von Steuer- bzw. Verdunkelungsoasen illegale Finanztransaktionen und internationale Steuerflucht systematisch unterstützt und die dafür notwendige Infrastruktur anbietet.

Der Index und viele weitere Erklärungen finden sich unter  www.financialsecrecyindex.com.

Laut Weltbank 2007 beläuft sich der Gesamtwert der grenzübergreifenden illegalen Finanzströme2 auf jährlich 1.000 bis 1.600 Milliarden US$. Rund die Hälfte dieses Betrags stammt aus Entwicklungs- und Schwellenländern. Jüngere Schätzungen zeigen, dass die illegalen Finanzströme allein aus den Entwicklungsländern jährlich zwischen 800 und 1.060 Milliarden US$ ausmachen. Das Netzwerk Steuergerechtigkeit hat vorsichtig geschätzt, dass Regierungen weltweit jährlich ungefähr 250 Milliarden US$ an Steuereinnahmen verlieren, weil wohlhabende Privatpersonen ihr Vermögen in Schattenfinanzplätzen angelegt haben. Und die britische NRO Christian Aid schätzt, dass den Entwicklungsländern alleine durch die aggressiven Steuervermeidungspraktiken international tätiger Wirtschaftsunternehmen jedes Jahr Steuereinkünfte im Wert von 160 Milliarden US$ entgehen. Relativ überschaubar wirken dagegen die Entwicklungshilfezahlungen der reichen Länder – sie betragen rund 100 Milliarden Dollar pro Jahr – gegenüber den Verlusten, die die ärmeren Länder durch illegale Finanztransfers und internationale Steuerflucht erleiden.

Diese enormen Summen sind kein Zufall, sie werden durch ein gemeinsames Element erst möglich: Geheimhaltungs- und Verdunkelungspraktiken im globalen Finanzsystem. Die Finanzplätze dieser Welt stehen in wachsender Konkurrenz zueinander und überbieten sich gegenseitig in “Innovationsfreude“ für immer ausgefeiltere Mechanismen finanzieller Geheimhaltung und Verdunkelung, um Gelder jeglicher Art und Herkunft anzuziehen. Dabei ist eine globale Industrie entstanden, die illega- le Finanzflüsse und Steuerflucht gezielt fördert, ermöglicht und umwirbt – zum Schaden des Gemeinwohls und der Ärmsten dieser Welt.

Als wäre dies nicht schon genug, haben Geheimhaltungs- und Verdunkelungspraktiken im Finanzsektor auch weitere schädliche Auswirkungen auf das internationale Finanzsystem. Sie bringen Verzerrungen internationaler Investitions- und Handelsströme mit sich und schaffen ein günstiges Klima für eine ganze Reihe krimineller Aktivitäten, die den BürgerInnen in den Industrieländern genauso schaden wie in den Entwicklungsländern: Dazu zählen Steuerhinterziehung, Betrug, Insidergeschäfte, Veruntreuung, das Unterschlagen von Unterhaltszahlungen, Geldwäsche, das Umgehen von Finanzmarktregulierung, etc – die Liste lässt sich beliebig fortsetzen.

Der Schattenfinanzindex bringt Licht in das Dickicht und zeigt auf, mit welchen Methoden und in welchem Umfang illegale Finanzsträme gezielt eingerichtet und befördert werden.

Passend dazu empfehlen wir die aktuelle Ausstellung zu Steueroasen! Wer sie nicht persönlich besuchen kann, findet den Ausstellungskatalog im Attac Webshop.