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Kommunen stärken statt Steuern senken

Die FDP sinkt massiv in den Umfragewerten – und glaubt daher, noch vor den NRW-Wahlen auf die Tube drücken zu müssen: Mit schnellen Steuersenkungen. Diese Pläne sind wirtschaftlich grob fahrlässig und würden die Krise noch verschlimmern.

Attac kritisiert das Drängen der FDP auf weitere Steuersenkungen scharf und fordert, stattdessen die Steuereinnahmen vor allem zu Gunsten der Kommunen zu erhöhen. Zur wirksamen Bekämpfung der Wirtschaftskrise muss dafür gesorgt werden, dass die Städte und Gemeinden wieder in ihre Infrastruktur investieren können. Die öffentlichen Hände benötigen zum Wohle der Bürger daher nicht weniger, sondern mehr Steuereinnahmen.

Der Bankenrettungsschirm und die Konjunkturmaßnahmen der Bundesregierung haben die Schulden der öffentlichen Hand auf Rekordhöhe gesteigert. Wegen der Wirtschaftskrise erwarten Deutschlands Städte und Gemeinden in diesem Jahr ein Rekorddefizit von zwölf Milliarden Euro. In dieser Situation Steuern – etwa für das Hotelgewerbe – zu senken und dazu als Panikreaktion auf sinkende Umfragewerte noch weitere Steuersenkungen zu versprechen, ist grob fahrlässig. Bei einer Sondersitzung am gestrigen Sonntag hatte die FDP-Parteispitze beschlossen, auf eine schnellere Umsetzung der im schwarz-gelben Koalitionsvertrag vereinbarten "Reformen" zu drängen.

Attacs Alternative zum vorhandenen Steuersystem ist die Solidarische Einfachsteuer (SES): Diese sieht einen linear-progressiven Tarifverlauf bei der Einkommensteuer vor und damit den Wegfall des so genannten Mittelstandsbauchs. Die dadurch bedingten Einnahmeausfälle würden durch eine Erhöhung des Spitzensteuersatzes auf 53 Prozent, eine effektive Vermögens- und Erbschaftsteuer sowie den Ersatz der Gewerbesteuer durch eine kommunale Wertschöpfungsabgabe mehr als ausgeglichen.

Ohne einen solidarischen Umbau des Steuersystems werden die Kommunen dagegen weiter ausbluten. Theater, Bibliotheken, Schwimmbäder werden geschlossen oder so teuer, dass es sich viele Familien nicht mehr leisten können. Soziale Projekte wie Hausaufgabenhilfen werden gestrichen, Kindergärten und Schulen verlottern, weil kein Geld für Renovierungen vorhanden ist. Bereits 2009 betrug das Defizit der Kommunen nach Angaben des Deutschen Städtetags etwa 4,5 Milliarden Euro. Durch die Wirtschaftskrise hatten einige Städte bei der Gewerbesteuer Verluste von mehr als 40 Prozent. Gleichzeitig stiegen die Sozialausgaben der Kommunen im vergangenen Jahr auf etwa 40 Milliarden Euro – fast doppelt so viel wie Anfang der 90er Jahre.

Seit Beginn der rot-grünen Koalition hat die öffentliche Hand durch Steuersenkungen vor allem für Unternehmen und Wohlhabende 50 Milliarden Euro weniger eingenommen. Kämen die von Schwarz-Gelb geplanten Steuersenkungen in Höhe von 20 Milliarden tatsächlich, würden sich die Ausfälle durch Steuersenkungen auf insgesamt 70 Milliarden Euro summieren.