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FDP will neoliberale Finanzerziehung per Gesetz festschreiben

Festival für Finanzbildung: Attac fordert kritische ökonomische Bildung statt Lobbyismus

Mit einer Aktion unter dem Motto „Bremst euch, Marktradikale!“ haben Aktivist*innen von Attac am heutigen Dienstag beim „Festival für Finanzbildung“ in Berlin auf die ideologisch einseitige Ausrichtung der „Initiative Finanzielle Bildung“ hingewiesen, die die beiden FDP-geführten Bundesministerien für Finanzen (BMF) sowie für Bildung und Forschung (BMBF) ins Leben gerufen haben. Mittlerweile plant die FDP, diese Initiative dauerhaft per Gesetz abzusichern und mit neun Millionen Euro jährlich auszustatten. Einen entsprechenden Referentenentwurf hat das Finanzministerium vergangene Woche veröffentlicht.

Studie stellt „Finanzbildungsplattform“ von BMF und BMBF verheerendes Zeugnis aus

Dabei hat die sogenannte Finanzbildungsplattform mitgeldundverstand.de, die im Zentrum der Initiative der beiden FDP-Ministerien steht, mit Bildung wenig zu tun. Das zeigt die von der Otto Brenner Stiftung (OBS) in Kooperation mit Attac Deutschland am Freitag veröffentlichte Studie „Finanzbildung als politisches Projekt“. Laut der vom Erziehungswissenschaftler Professor Thomas Höhne verfassten Studie lassen sich nur acht Prozent der sogenannten Finanzbildungsplattform als Bildungsmaterial qualifizieren. Stattdessen werden bestehende staatliche Informationsangebote ohne didaktisches Konzept präsentiert und einseitige politische Positionen als Bildungsmaterial dargestellt. Etablierte Institutionen der finanziellen Bildung wie die Verbraucher*innen- und Schuldner*innen-Beratung werden zugunsten kommerzieller Akteure in den Hintergrund gerückt. Kriterien, nach denen solche kommerziellen Angebote geprüft werden sollen, wurden bisher nicht vorgelegt.

Bei dem angeblichen Bildungsprojekt der beiden FDP-Ministerien handelt es sich im Wesentlichen um neoliberale Finanzerziehung, die möglichst viele Menschen dazu bewegen soll, in Aktien und andere Finanzmarktprodukte zu investieren. Sprich: Was die FDP da auf Kosten der Steuerzahler*innen mit jährlich neun Millionen Euro ausstatten will, hat wenig mit Bildung und viel mit Lobbyismus zu tun. Das eigentliche Anliegen der FDP-dominierten Initiative ist ein parteipolitisches“, stellte Holger Oppenhäuser, Projektleiter der Studie bei Attac Deutschland, am Dienstag in Berlin fest.

Ideologielastige Auswahl auch beim „Festival für Finanzbildung“

Dazu passt, dass sich auch beim heutigen „Festival für Finanzbildung“ der beiden FDP-Ministerien offenbar nur politisch genehme Bildungsprojekte präsentieren dürfen. So wurde die Bewerbung von Attac abschlägig beschieden. Das Netzwerk wollte ein selbst entwickeltes Planspiel zum Thema Finanzmarkt und Bildung vorstellen, das in die Planspieldatenbank der Bundeszentrale für Politische Bildung aufgenommen wurde. Das von Attac veröffentlichte Bildungsmaterial „Wirtschaft demokratisch gestalten lernen“, das vom Materialkompass des Verbraucherzentrale-Bundesverbandes die Bewertung „sehr gut“ bekam, wurde ebenfalls abgelehnt.

Attac präsentiert alternative Plattform für ökonomische Bildung

Holger Oppenhäuser: „Wir fordern die Bundesregierung auf, den FDP-Entwurf im Kabinett zu stoppen, und stattdessen echte – das heißt plurale – ökonomische Bildung zu fördern. Denn wir brauchen eine Bildung, die Menschen dazu befähigt, wirtschaftliche Prozesse zu durchschauen und sich an ihrer demokratischen Gestaltung zu beteiligen.

Mit der alternativen Bildungsplattform geldmitverstand.de setzt Attac darum gezielt einen Kontrapunkt zur Webseite der FDP-Ministerien. Dabei sind die beiden Seiten vom Layout her kaum zu unterscheiden – im Gegensatz zum Inhalt.