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"DIE ZEIT" stellt sich Kritik von Attac-Aktivisten

Attacs ZEIT-Plagiat erzeugte nicht nur in der Öffentlichkeit, sondern auch bei der ZEIT selbst positive Resonanz. So wurde unser „Fälscherteam“ zur Blattkritik nach Hamburg geladen.

Es ist nun etwas mehr als zwei Monate her, dass Attac die handlichere Version der Wochenzeitung „Die ZEIT“ herausgebracht hat, aus dem Jahre 2010 und voll mit Nachrichten aus einer Zeit, in der intensiv an neuen, ökologischen, sozialen Perspektiven gearbeitet wird: Opel in der Hand der Beschäftigten, Finanzmarktregulierung eine konsequente Selbstverständlichkeit, Klimaschutz endlich wirksam, eine Internationale „Clearing Union“ stoppt Handelsbilanzüberschüsse, die Gentechnik in der Landwirtschaft abgeschafft, ....

Bilschirmfoto unserer Zeit-Plagiats-WebseiteDie Zeit-Redaktion reagierte auf unsere Aktion kulant. So ließ Chefredakteur Giovanni di Lorenzo zwar verlauten, dass die ZEIT „solche Fälschungen, zumal in dieser Qualität, natürlich nicht dulden“ könne, kündigte aber gleichzeitig an, keine rechtlichen Schritte gegen Attac einzuleiten. Mittlerweile wurden wir aufgefordert, keine weiteren Verletzungen der Urheberrechte der ZEIT mehr zu begehen und unsere ebenfalls bis ins Detail plagiierte Webseite unter www.die-zeit.net vom Netz zu nehmen. Die Seite kann jedoch weiterhin im Attac-Archiv unter www.attac.de/zeit-plagiat abgerufen werden.

Unabhängig von den Verhandlungen über die Webseite freute sich das „Fälscherteam“ über die Einladung der ZEIT-Redaktion, eine Blattkritik zu übernehmen. Immerhin kritisierte unser Plagiat im Editorial auch seine Vorlage: Die ZEIT-Redaktion habe sich bisher "doch mehr als Teil der Macht verstanden denn als ihr kritischer Gegenpart", heißt es in der Attac-Fälschung.

Jutta Sundermann und Fabian Scheidler hatten die Attac-Zeit maßgeblich gestaltet und die Einladung der Redaktion gerne angenommen. Mehr als 50 Redakteure und Redakteurinnen nahmen an der Sitzung teil. Die beiden Attac-Gäste zeigten auf, wo ihnen in der renommierten Wochenzeitung Unausgewogenheiten, Unschärfen und blinde Flecken aufgefallen waren – etwa wenn in der Berichterstattung über die Nato-Proteste oder über Bildungsreformen die Argumente von Protestierenden kaum vorkamen. "Uns ist auch aufgefallen, dass an einem bestimmten Punkt, wenn es um eine grundlegende Infragestellung von Produktionsweisen und Eigentumsverhältnissen geht, das Denken oft wie vor einer unsichtbaren Mauer aufhört - nicht nur in der ZEIT. Von der ZEIT und vielen anderen Zeitungen wünschen wir uns hier eine Horizonterweiterung – und ein Forum für kontroverse Debatten ohne Denkverbote", sagte Fabian Scheidler nach dem Treffen.

Den Dialog mit der Redaktion der ZEIT bezeichneten die beiden Attac-Aktiven als sehr fruchtbar und anregend.