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Attac Schweiz im Auftrag von Nestlé bespitzelt?

Redakteure eines Magazins im Westschweizer Fernsehen haben eine neue Spitzelaffäre aufgedeckt. Ihren Recherchen zufolge beauftragte der multinationale Konzern Nestlé eine Sicherheitsfirma damit, eine Arbeitsgruppe von Attac-Waadt (Schweiz) über ein Jahr lang auszuspionieren, während diese an einem Buch über die Machenschaften Nestlés arbeitete.

Nestlè spitzelt

Die Sendung “Temps présent” des Senders TSR wurde am Donnerstag abend, dem 12. Juni 2008, ausgestrahlt. Betroffen von der Spionage war die AutorInnengruppe des Buches "Nestlé, Anatomie eines Weltkonzerns" (2005). Am 13. Juni hat Attac Schweiz eine Pressekonferenz abgehalten, um sich zu den Enthüllungen zu äußern. Außerdem kündigten die AutorInnen an, Strafanzeige zu erstatten.

Aus der Erklärung von Attac Schweiz

Die Agentin der Sicherheitsfirma Securitas hatte sich unter falschem Namen erst in eine Arbeitsgruppe von Attac-Vaud und dann in die Gruppe der sieben AutorInnen des Buches eingeschlichen. Sie hatte so direkten Zugang (insbesondere über eine vertrauliche E-Mail-Liste der AutorInnen) zu allen Kontakten, die die sieben Personen unterhielten, zu ihren Recherchen und ihren Quellen - in der Schweiz sowie auch im Ausland. Dies im Rahmen der Arbeit am Nestlé-Buch, als auch im Rahmen der Kampagne zur Lancierung des Buches. Im Besonderen betroffen war das Nestlé Forum in Vevey am 12. Juni 2004. Die Securitas-Agentin begab sich auch regelmässig in die Wohnungen der sieben AutorInnen, in denen die Arbeitstreffen stattfanden.

Das Buch befasst sich mit Nestlés Einstellung zu genmanipulierten Organismen und der Privatisierung von Trinkwasser, behandelte aber auch empfindliche Themen wie die Arbeitskämpfe, die GewerkschafterInnen und AktivistInnen in verschiedenen Ländern gegen Nestlé führen, in denen die Menschenrechte nicht respektiert werden, wie beispielsweise in Kolumbien. Die Agentin hat Securitas regelmässig Berichte unterbreitet, die auch dessen Klientin, Nestlé, weitergereicht wurden. Mindestens einmal hat sich die Agentin mit Verantwortlichen von Securitas in den Hauptsitz von Nestlé begeben, wo sie den Verantwortlichen für die Sicherheit und einen Verantwortlichen für die Kommunikation getroffen, und ihnen ausführlich über die Gruppentreffen berichtet hat. Die Waadtländer Polizei war ebenfalls über diese Infiltration und die so gesammelten Informationen unterrichtet. Sie war also über dieses unlautere Vorgehen in Kenntnis, hat es jedoch nicht als ihre Aufgabe erachtet, die betroffenen Personen davon zu informieren.