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Abschied von Nokia Bochum

Heute schließt das umkämpfte Nokia-Werk in Bochum seine Pforten. Mitte Januar überrumpelte der Konzern seine Angestellten mit der Entscheidung, nach Rumänien umzuziehen. Ob Nokia die erhaltenen Subventionen zurückzahlen muss, ist immer noch offen.

Gestern feierten die 2.300 Entlassenen ihren Abschied vom Werk. Zwei Drittel von ihnen blicken auch heute, knapp ein halbes Jahr später, immer noch einer ungewissen Zukunft entgegen. Nokia zahlt zwar 200 Millionen an Abfindungen und für die Unterstützung einer Transfergesellschaft, liegt damit jedoch freilich im Durchschnitt. Derweil verschlimmert die Politik die Lage mit ihrer Trödelei: Noch im Januar  hatte sich Ministerpräsident Rüttgers beeilt, den Beschäftigten seine Solidarität und volle Unterstützung zuzusichern. Seitdem blockieren sich die Wirtschaftsministerien des Landes und des Bundes gegenseitig in der Frage, ob und wie die 60 Millionen staatlicher Subventionen wieder zurückfordern können, die Nokia als Bonus auf den Standort Bochum erhalten hatte. Die Suche nach neuen Investoren, die den betroffenen Arbeiterinnen und Arbeitern neue Jobs anbieten könnten, steht derweil still.

Ausgetragen werden die politischen und wirtschaftlichen Scharmützel wieder einmal auf den Rücken der Beschäftigten: ein Paradebeispiel für die unsozialen Folgen des entfesselten Kapitalismus. Attac hat sich mit den Beschäftigten solidarisiert - und in einem Aufruf deutlich gemacht, dass es sich bei Nokia um keinen Einzelfall handelt. Kapital gehört unter Kontrolle! Bei Verlagerungen wie dieser geht es nicht um unternehmerisches Handeln, nicht um Innovation oder Regionalentwicklung. Es geht darum, Kapitalrendite von über 30 Prozent noch weiter zu steigern. Es geht um die ganz normale Unersättlichkeit, für die 5 Milliarden Euro Jahresgewinn noch zu wenig sind. Auch die Politik kann mit ihren Krokodilstränen schwer darüber hinwegtäuschen, dass sie erst die Voraussetzungen für den Raubtierkapitalismus geschaffen hat, dessen Folgen uns Nokia erneut vor Augen geführt hat. Attac fordert, die Bewegungsfreiheit fürs Kapital einzuschränken – damit die Wirtschaft wieder den Menschen dient.