Eine andere Welt ist möglich, notwendig und dringlich
An die 6000 Teilnehmer*innen aus 117 Ländern treffen sich zurzeit zum 15. Weltsozialforum, das dieses Jahr erstmalig virtuell stattfindet. 2001 in Porto Alegre, Brasilien, gegründet, hat sich das Weltsozialforum zur zentralen Vernetzungsplattform der weltweiten sozialen Bewegungen und als Alternative zum Weltwirtschaftsforum entwickelt. Auch 20 Jahre nach Porto Alegre kämpfen Menschen rund um den Globus auf mannigfaltige Weise gegen den neoliberalen Kapitalismus und seine multiplen Krisen, die ihren Audruck in der aktuellen Pandemie, in krankmachenden Arbeitsbedingungen und Armut, der fortschreitenden Klima- und Umweltzerstörung und in Kriegen finden, die Millionen Menschen in die Flucht zwingen. Weltweit wehren sich Menschen gegen die Eroberungszüge von multinationalen Konzernen.
Weltweites Aufbegehren ist ermutigend - aber nicht ausreichend
"Das weltweite Aufbegehren ist ermutigend, aber wir brauchen noch viel mehr Widerstand und globale Antworten auf diese Herausforderungen. Deshalb ist das Motto des Weltsozialforums aktueller denn je: Eine andere Welt ist möglich, notwendig und dringlich“, sagt Harald Porten von der Attac-Arbeitsgruppe Internationales.
Noch bis Sonntag finden täglich große Konferenzen zu den neun virtuellen Themenräumen des WSF und zahlreiche selbstorganisierte Aktivitäten von mehr als 1500 Organisationen aus aller Welt statt. Mit dabei sind auch die Attac-Verbände aus Argentinien, Quebec, Frankreich, Großbritannien, Spanien, Ungarn, Japan, Togo sowie das Europäische Attac-Netzwerk. Zum Auftakt des Weltsozialforums gab es einen virtuellen Marsch, gefolgt von einem Eröffnungspanel. Am Samstag bereiten Versammlungen die "Agoras der Zukunft" vor, in denen am Sonntag soziale Bewegungen und Organisationen aus der ganzen Welt die Aktionen, Kämpfe und Kampagnen vorstellen und gemeinsam beraten, die sie sich bis zum nächsten WSF – voraussichtlich 2022 in Mexiko – auf die Fahnen geschrieben haben.
Weltwirtschaftsforum setzt auf Reintregration der Weltmärkte statt solidarische Regionalisierung
Zeitgleich zum WSF treffen sich Staats- und Regierungschef*innen gemeinsam mit Konzernlenker*innen und anderen "Entscheider*innen" zum diesjährigen Weltwirtschaftsforum (World Economic Forum/WEF), das ebenfalls online stattfindet. Eines ihrer Hauptthemen: die Reintegration der Weltmärkte in Zeiten von COVID-19. Dabei zeigt die von Oxfam veröffentlichte Studie „Das Ungleichheitsvirus“ anschaulich, wie die Corona-Pandemie weltweit soziale Ungleichheit verschärft und warum die Lösung in einem gerechten Wirtschaftssystem statt mehr Wirtschaftswachstum liegt. Einen Beitrag zu der notwendigen Debatte über alternative Wege aus der Krise leisten Powershift, das Forum Umwelt und Entwicklung, die Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft, die Naturfreunde und Attac mit dem gemeinsamen Factsheet mit dem Titel "Global -regional - alles egal?": Anhand von Milch und Milchprodukten stellt die Broschüre exemplarisch dar, wie eine solidarische Regionalisierung aussehen kann.