Webinar der #isso-Reihe zur sozial-ökologischen Transformation
Referentin: Stefanie Bremer
Das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) hat jüngst berechnet, dass die reichsten 10 Prozent der deutschen Bevölkerung rund 67 Prozent des Vermögens besitzen und damit kontrollieren. Im Kontrast dazu besitzt die ärmere Hälfte nur 1,4 Prozent. Diese Zahlen lassen sich nicht durch auf der einen Seite übermäßige oder auf der anderen Seite mangelnde Leistungsbereitschaft erklären. Ein Grund für diese massive Vermögensungleichheit, die weltweit zu beobachten ist, sind Jahrzehnte einer Steuerpolitik, die Vermögende privilegiert. Vor allem ein Ergebnis sehr erfolgreicher, wenn auch einseitiger Lobbyarbeit, gilt es spätestens seit der Coronapandemie endlich hörbar dagegen zu protestieren.
Während sich viele Menschen z.B. zwischen Wohnraum, Klimaschutz und Menschlichkeit entscheiden müssen, lässt unser System vermögenden Menschen die Wahlfreiheit, ob sie Steuern zahlen oder nicht. Dabei verpflichten wir uns im Rahmen unserer Demokratie zu einem Sozialstaat, in dem alle nach ihrem Vermögen einen fairen Beitrag leisten. Von diese Maxime haben wir uns aber weit entfernt. Anstatt einer Stimme pro Mensch haben wir uns eher dem Prinzip einer Stimme pro Euro genähert. Wer viel hat, wird gehört und zahlt wenig. Als Beispiel sei der Koalitionsvertrag der aktuellen Bundesregierung genannt, wo sich Konzernbosse damit brüsteten, sie hätten dem Finanzminister den Text diktiert. Darüber hinaus ist nachgewiesen, dass eine sehr ungleiche Gesellschaft zu Lasten von Gesundheit, Zufriedenheit, Sicherheit und Bildungsniveau ihrer Mitglieder funktioniert.
Angesichts der zunehmenden globalen Krisen können wir uns diese Zustände nicht mehr leisten. Um für uns alle eine tragbare Zukunft zu schaffen, braucht es eine faire Besteuerung von Vermögen, mit der wir die Probleme unserer Gesellschaft lösen. Dieses Webinar vermittelt Hintergründe und Handlungsoptionen, wie z.B. die europäische Bürger*innen-Initiative "Tax the Rich".
Stefanie Bremer (Pseudonym, 34) ist selbstständige Nachhaltigkeitsmanagerin im südlichen Baden-Württemberg. Als Erbin eines mittelständischen schwäbischen Unternehmens ist sie ohne eigenes Zutun vermögend. Unter anderem deshalb engagiert Sie sich ehrenamtlich im Verein taxmenow - Initiative für Steuergerechtigkeit e.V. und kämpft dort für eine faire Steuergesetzgebung, die Vermögende nicht länger privilegiert.