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Ranking der Konzern-Steuersümpfe: Britische Gebiete und EU-Staaten dominieren

Tax Justice Network und Attac fordern Reform der Konzernbesteuerung unter UNO-Dach

Das Tax Justice Network (TJN) hat heute das Ranking der wichtigsten Konzern-Steuersümpfe, den Corporate Tax Haven Index (CTHI), veröffentlicht. Auf den ersten 3 Rängen des Index liegen die Britischen Jungferninseln, die Kaimaninseln und Bermuda. Sie alle sind von Großbritannien kontrollierte Gebiete. Zahlreiche Spitzenplätze gehen an EU-Staaten: Die Niederlande, Irland und Luxemburg liegen auf den Rängen 7, 8 und 10, Zypern folgt auf Rang 14. Deutschland liegt auf Platz 23. 

In Summe ermöglichen es insbesondere die EU-Staaten und das britische Netz von Steuersümpfen Konzernen, Steuerzahlungen auf Kosten anderer Länder zu minimieren. Gleichzeitig bestimmen diese Staaten im Rahmen der OECD-Verhandlungen die globalen Steuerregeln maßgeblich mit. „Wir haben es mit einer unerträglichen Doppelmoral vieler OECD-Regierungen zu tun. Sie beklagen die Konzern-Steuertricks, die sie selbst ermöglichen oder nicht effektiv genug bekämpfen“, kritisiert Karl-Martin Hentschel von der Attac-Arbeitsgruppe Finanzmärkte & Steuern.

"Ärmere Staaten sind dagegen die Verlierer im internationalen Steuerwettbewerb. Die Verluste sind beträchtlich und machen im Schnitt die Hälfte ihrer Gesundheitsbudgets aus. Das ist die Folge eines internationalen Steuersystems, das Entwicklungsländer bisher tendenziell benachteiligt", stellt Alfred Eibl vom Attac-Koordinierungskreis klar.

Reform der Konzernbesteuerung demokratisch in der UNO verhandeln 

Das TJN und Attac fordern eine grundlegende Reform der globalen Unternehmensbesteuerung. Sie muss dafür sorgen, dass Gewinne dort besteuert werden, wo sie erwirtschaftet werden. Konkret kann dies eine Gesamtkonzernsteuer mit einem Mindeststeuersatz von 25 Prozent leisten. Auf OECD-Ebene ist es nicht gelungen, für eine gerechte Reform zu sorgen. Daher sollten alle Staaten ein effektives Steuerabkommen unter dem Dach der UNO unterstützen. Dieses nimmt bereits konkrete Formen an, denn im August 2024 einigte sich die Staatengemeinschaft auf ein ehrgeiziges Mandat für eine rechtsverbindliche UN-Steuerkonvention. Die internationale Steuerpolitik erlebt damit derzeit den größten Demokratisierungsschub der vergangenen Jahrzehnte. Denn im Gegensatz zur OECD verlaufen die Verhandlungen in der UNO öffentlich und demokratisch „Doch die meisten OECD-Staaten, darunter die EU-Länder und Großbritannien, blockieren oder bremsen den UN-Prozess bisher, anstatt ihn aktiv zu unterstützen“, kritisieren Hentschel und Eibl.

Über den Corporate Tax Haven Index

Der Corporate Tax Haven Index* misst nicht nur das Ausmaß der Steuerschlupflöcher für multinationale Unternehmen, sondern auch, wie stark diese genutzt werden können. Er bewertet einerseits anhand von 18 Indikatoren, wie viel gesetzlichen Spielraum ein Staat Konzernen für Steuermissbrauch bietet. Andererseits bewertet er das Ausmaß an Finanztransaktionen, das von multinationalen Konzernen in oder durch ein Land fließt. 

"Steuermissbrauch von Konzernen raubt den Menschen öffentliche Gelder und eine bessere Zukunft. Der Corporate Tax Haven Index hilft dabei, die verantwortlichen Steuersümpfe und ihre Gesetze zu identifizieren. Wir fordern alle Regierungen auf, den Index zu nutzen, um Steuermissbrauch zu bekämpfen", erklärt Karl-Martin Hentschel.

Die Top 40 des Corporate Tax Haven Index

1. Britische Jungferninseln
2. Kaimaninseln
3. Bermuda
4. Schweiz
5. Singapur
6. Hongkong
7. Niederlande
8. Jersey
9. Irland
10. Luxemburg
11. Bahamas
12. Isle of Man
13. Guernsey
14. Zypern
15. Mauritius
16. China
17. Vereinigte Arabische Emirate
18. Großbritannien
19. Frankreich
20. Malta
21. Belgien
22. Ungarn
23. Deutschland
24. Spanien
25. USA
26. Schweden
27. Mexiko
28. Panama
29. Italien
30. Curacao
31. Costa Rica
32. Finnland
33. Liechtenstein
34. Estland
35. Anguilla
36. Österreich
37. Gibraltar
38. Lettland
39. Tschechien
40. Rumänien

Hinweis:
* Der CTHI ist nicht zu verwechseln mit einem weiteren Ranking des Tax Justice Networks, des Financial Secrecy Index FSI. Während der CTHI sich speziell mit den Steuermissbrauch von Konzernen befasst, inkludiert der FSI alle Arten von Intransparenz eines Finanzplatzes, die von vermögenden Einzelpersonen und Unternehmen für Steuerbetrug und -vermeidung genutzt werden können.