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Aktionsideen zur Mobilitätswende: mittlerer Aufwand

Aktionsideen zur Mobilitätswende für Gruppen mit mittlerem Aufwand:

Straßen-Aktionstag | Fahrraddemo bzw. Critical Mass | Ticketloses Fahren als Aktion | "Gehzeug"-Aktion


Straßen-Aktionstag

Mit dieser Aktion wagt ihr, zu träumen: Wofür könnten wir all den Platz für Autos nutzen, wenn es keine bzw. weniger davon gäbe? Ihr erobert euch die autodominierten Straßen ganz praktisch zurück und verwandelt sie (vorübergehend) in autofreie Orte zum Verweilen, Erholen, Zusammenkommen, Spielen und Experimentieren.

So wird's gemacht:

Sucht euch einen besonders autodominierten Ort (Hauptverkehrsstraße, großer Parkplatz o. ä.) und ein Datum aus, meldet die Aktion als Versammlung an und überlegt euch ein Verwandlungs-Konzept. Eurer Kreativität sind keine Grenzen gesetzt: Zaubert eine grüne Oase mit Rollrasen, Kübelpflanzen, Planschbecken und Sofas und verlegt euer Büro dorthin. Baut ein „Straßencafé“ mit Kaffee und Kuchen als Nachbarschaftstreff auf. Oder organisiert eine Spielwiese für Kinder, eine Yoga-Stunde oder einen Zero-Waste-Workshop.
Dann geht’s los: Markiert die Umnutzung entsprechend mit Kreide oder Schildern und setzt sie dann in die Tat um. Ladet Passant*innen ein, sich anzuschließen und macht ein Angebot, bei dem sie aktiv teilnehmen können. Um mit ihnen ins Gespräch zu kommen, könnt ihr sie bspw. auf dem Parkplatz (mit Kreide), auf einem Plakat oder auf Sprechblasen weitere Vorschläge zur Umnutzung sammeln lassen.

Für diese Aktion gibt’s übrigens einen eigenen Tag: Am „Parking Day“, in der Regel jeden dritten Freitag im September, werden überall auf der Welt zahllose Parkplätze umgewidmet. Schließt Euch dem an!

Das braucht ihr:

>> Sprüh- bzw. Malkreide

>> Requisiten zur Umnutzung (z. B. Rollrasen, Pflanzen, Tische/ Stühle/ Sofas, Essen & Getränke,...)

>> ggf. Schilder („Hier könnte ein Spielplatz/ Park/ .... sein“), Sprechblasen, Flipchart, Stifte

>> Aktionsmaterial wie Flyer, Plakate, Banner, Sticker etc.


Fahrraddemo / Critical Mass

Autos nehmen quantitativ und räumlich sehr viel Platz auf den Straßen ein. Um diesem Bild etwas entgegenzusetzen, lassen sich kollektive Fahrradaktionen starten.

So wird's gemacht:

Eine Fahrraddemonstration könnt ihr einerseits angemeldet durchführen und mit Cop-Begleitung die Straße einnehmen (ab 100 Teilnehmer*innen ist eine Anmeldung verpflichtend). Da diese selbst aber oft mit Autos unterwegs sind und eine Zusammenarbeit mit der Polizei neben politischen Gründen auch ganz praktisch insbesondere in diesem Fall überflüssig ist, könnt ihr andererseits auch als „Critical Mass“ auftreten. Dabei sammelt ihr euch einfach und demonstriert sozusagen spontan ohne Anmeldung. Mehr als 15 Radfahrende können nach § 27 StVO einen „geschlossenen Verband“ bilden, welcher allerdings für andere Verkehrsteilnehmende deutlich als solcher erkennbar sein muss. Für diesen Verband gelten sinngemäß die Verkehrsregeln eines einzelnen Fahrzeugs und er kann z. B. in einem Zug über eine Kreuzung mit Ampel fahren, selbst wenn diese zwischenzeitlich auf Rot umschaltet. Es darf auch auf der Fahrbahn zu zweit nebeneinander gefahren werden. Allerdings ist das Fahren im geschlossenen Verband nur dort gestattet, wo der übrige Verkehr nicht behindert wird. Nötigenfalls muss der Verband in einer Reihe fahren. Wenn ihr wollt, könnt ihr am Anfangs- und/oder Endpunkt der Demo zusätzlich Kundgebungen durchführen.

Das braucht ihr:

Packt euer Fahrrad und Flyer ein, unsere hübschen Fahrradwimpel (s. Seitenleiste) und evtl. noch ein schönes Banner – und schon geht's los!


Ticketloses Fahren als Aktion

Wer ohne Fahrschein fährt, wird juristisch wegen des „Erschleichens von Leistungen“ belangt. Aktivist*innen machen sich diesen Umstand immer wieder im Rahmen von politischen Aktionen zunutze: Sie fahren ganz offen ohne Ticket und informieren die anderen Fahrgäste proaktiv, was genau sie tun und warum – damit versuchen sie, den Vorwurf des „Erschleichens“ zu umgehen und werben außerdem für fahrscheinfreies Fahren und die Verkehrswende.

So wird's gemacht:

Die Aktivist*innen ziehen in einer kleinen Gruppe los – mit einem Aktionsflyer sowie einem Schild, welche die Aktion beschreiben, im Gepäck. Sie steigen damit in eine Bahn (im Nahverkehr), verteilen Flyer und kommmen mit Mitreisenden über die Aktion und ihre Forderungen ins Gespräch kommen. Einige machen die Aktion sogar nebenbei, wenn sie ohnehin mit Bus oder Bahn unterwegs sind.
Achtung: Mit der „doppelten Kennzeichnung“ durch Schild und Flyern wurden schon mehrere Freisprüche vor Gericht erreicht. Trotzdem bleibt ein Risiko – die Gerichte urteilen sehr unterschiedlich zu diesem Thema. Bei Fragen oder (juristischen) Problemen kontaktiert uns – wir lassen euch nicht allein!

Das braucht ihr:

>> gut les- und sichtbares Schild, das klar zeigt, dass ohne Fahrkarte gefahren wird (z. B.: „Ich fahre umsonst. Für einen Nahverkehr zum Nulltarif!“)

>> Aktionsflyer (als pdf herunterladen): Beidseitig (an kurzer Seite spiegeln) ausdrucken und während der Aktion verteilen. Der Flyer informiert darüber, was genau ihr tut und warum und zeigt, wie ein Nulltarif finanzierbar wäre.

>> Pro-Tipp: Menschen, die erwischt werden, müssen mindestens das erhöhte Beförderungsentgelt bezahlen. Wenn ihr Mitglied im 9-Euro-Fonds seid, bekommt ihr dieses Geld aus dem Fonds zurück erstattet (und macht ganz nebenbei politischen Druck gegen hohe Ticketpreise!). Dafür müsst ihr nur 9 Euro monatlich in den Fonds einzahlen.

 

SZ-Artikel "Ich fahre umsonst"

Die Süddeutsche liefert Infos zur Aktionsform und Hintergründe:

Zum Artikel

Y-Kollektiv-Video"Nahverkehr umsonst: Wie weit gehen Aktivist:innen für kostenlose Bahntickets?"

Das YouTube-Reportageformat Y-Kollektiv begleitet zwei Nulltarif-Aktivisten beim Aktionsfahren und dem folgenden Gerichtsprozess.

Zum Video


"Gehzeug"-Aktion gegen Platzverschwendung

Die Straßenverkehrsordnung macht‘s möglich: Führen Fußgänger einen Gegenstand mit sich, der zu breit für den Gehweg sind, müssen (!) sie stattdessen die Fahrbahn benutzen. Diese Aktion macht sich dies auf subversive Weise zunutze: Ihr schnallt Euch ein selbstgebautes Holzgestell in Autogröße um die Schultern und dürft damit ganz legal auf der Straße gehen. Damit zeigt ihr den absurden Platzverbrauch des motorisierten Individualverkehrs auf sehr anschauliche Art. Ganz nebenbei verzögert ihr den Autoverkehr um Euch herum recht effektiv. ;-)

So wird’s gemacht:

Im Attac-Bundesbüro haben wir Bausätze für Gehzeuge aus leichten Bambusrohren und Schüren, die wir Euch gern per Post zuschicken. Meldet Euch dafür bei aktionen@attac.de! Alternativ findet ihr z.B. hier eine gute Anleitung zum Selbstbauen. Danach geht’s ab auf die Straße! Packt auf jeden Fall Info-Material (Aktionsflyer s. Seitenleiste) ein – viele Passant*innen werden sich fragen, was es mit Eurer Aktion auf sich hat. Ebenso kann es nicht schaden, sich den konkreten Paragraphen der StVO (§25 Abs. 2) zu merken, um unwissende Polizist*innen über den legalen Rahmen Eurer Aktion aufzuklären.

Eine Option zum Ausbauen der Aktion: Ihr könnt auch einen Demozug aus mehreren Gehzeugen gestalten (vorher anmelden!), um den Platzverbrauch noch deutlicher zu visualisieren.

Das braucht ihr:

Bastel-Geschick, Gehzeug und Aktionsflyer (s. Seitenleiste).

"Gehzeug"-Aktionsflyer herunterladen!

Der Aktionsflyer ist super zum Verteilen an Passant*innen geeignet, wenn ihr eine "Gehzeug"-Aktion durchführt. PDF herunterladen, mit den Einstellungen "2 Blätter pro Seite, doppelseitig" ausdrucken - fertig!

PDF hier herunterladen!