Internationale Rohstoffpolitiken
Der weltweit stetig wachsende Energiebedarf wird immer noch überwiegend mit Kohle und Gas gedeckt. Der Zuwachs an regenerativen Energiequellen verhindert bisher allenfalls weit höhere fossile Quoten. Das gleiche gilt allgemein für den Rohstoffverbrauch. Laut EU-Kommission wird sich die globale Nachfrage nach Rohstoffen von 79 Milliarden Tonnen im Jahr 2023 auf 167 Milliarden Tonnen im Jahr 2060 mehr als verdoppeln.
Die politische Reaktion auf die Klimakrise hat zu einer paradoxen Entwicklung geführt. Eine Transformation weg von fossilen Energieträgern soll das Klima und das Überleben der Menschheit retten. Doch diese Transformation soll gleichzeitig den eingeschlagenen Wachstumspfad absichern. Der „European Green Deal“ verspricht beides und beschreibt damit auch einen gigantischen Anstieg der weltweiten Rohstoffausbeutung.
Die Rohstoffpolitik der EU hat geostrategische Bedeutung. Sie ist auch eine Reaktion auf die hegemonialen Konzepte der USA, ihren Inflation Reduction Act (IRA) und Chinas Road and Belt initiative. Im Mai 2024 trat in der EU der Critical Raw Material Act (CRMA) als Kernstück des European Green Deal in Kraft. Das wichtigste Ziel des CRMA ist die Sicherung von kritischen und strategischen Rohstoffen. Weltweit würde nach diesen Vorstellungen die Ausbeutung an Rohstoffen massiv ansteigen. Eine solche Wirtschaftsweise, die sich zuvorderst zu Wachstum verpflichtet, würde jedoch die planetaren Grenzen massiv überschreiten.
Selbst wenn man die spezielle schädliche Wirkung außer Acht lassen würde, die die Verbrennung fossiler Rohstoffe für Klima und Umwelt hat, käme man mit einem bloßen Wechsel zu neuen Energierohstoffen ohne weitere Veränderungen aus vielen Problemen nicht heraus, die mit dem fossilen Zeitalter verbunden sind. Auch neue Energierohstoffe sind endlich, vielleicht weniger diejenigen, die unmittelbar zur Energiegewinnung notwendig sind, allemal aber diejenigen, die in Solarzellen, Windrädern, Elektroautos, digitalen Steuerelementen und anderem verbaut werden müssen. Auch mit ihrer Gewinnung sind umfassende Umweltschäden verbunden, auch sie reproduzieren koloniale Muster.
Um die Einhaltung der planetaren Grenzen werden wir also nicht herumkommen. Dies bedeutet, wir brauchen eine globale Begrenzung des Rohstoffverbrauchs, der Überproduktion und des Überkonsums. Wir haben es hier mit globalen Herausforderungen zu tun, die global gelöst werden müssen. Wie kann eine soziale und gerechte Verteilung von Ressourcen organisiert werden, die die planetaren Grenzen berücksichtigt?
Notwendig wäre ein internationales Rohstoffabkommen, das eine sparsame und gerechte Nutzung von Ressourcen regelt. Ein Abkommen, das den Abbau von fossilen und klimaschädlichen Rohstoffen wie Öl und Gas beendet und für andere Rohstoffe eine gemeinsame Reduzierung der Abbaus organisiert.
Ein solches Abkommen würde sicherlich im Widerspruch zu den Grundprinzipien der Welthandelsorganisation WTO stehen. Diese sind jedoch Teil des Problems, deren Logik der Dominanz von Märkten und Konkurrenz verhindert eine solidarische Kooperation für das Überleben der Menschheit und der Bewältigung der Klimakrise. Sie sind gescheitert und müssen überwunden werden.