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Großer Kongress "Jenseits des Wachstums?!" eröffnet

Vandana Shiva und Alberto Acosta kritisieren vorherrschendes Entwicklungsmodell

Mit mehr als 1500 Teilnehmerinnen und Teilnehmern ist am Freitagnachmittag der Kongress "Jenseits des Wachstums?!" an der Technischen Universität in Berlin eröffnet worden. Bis Sonntag geht es in mehr als 70 Veranstaltungen um die Probleme der gegenwärtigen, vom Wachstumszwang dominierten Wirtschaft und Alternativen zu ihr. Im Mittelpunkt des Kongresses, den Attac in Kooperation mit der Friedrich-Ebert-, der Heinrich-Böll-, der Otto-Brenner- und der Rosa-Luxemburg-Stiftung ausrichtet, stehen Fragen wie: Was ist falsch an der gegenwärtigen Wachstumsökonomie? Ist ökologisches und soziales Wachstum möglich? Und wie könnte eine Gesellschaft ohne Wachstumszwang aussehen?

Vandana Shiva, indische Trägerin des Alternativen Nobelpreises, sagte zum Auftakt des Kongresses: "Die heutige Ökonomie ist losgelöst von ökologischen Prozessen und Grundbedürfnissen und steht in Widerspruch zu ihnen. Während die Zerstörung der Natur mit einer Verbesserung des menschlichen Wohlergehens gerechtfertigt wird, haben für die Mehrheit der Menschen Armut und Vertreibung von ihrem Besitz zugenommen. Während dieser Prozess nicht ökologisch nachhaltig ist, ist er auch ökonomisch ungerecht. Während er als 'ökonomische Entwicklung' angepriesen wird,
führt er zu Unterentwicklung. Während er Wachstum schaffen soll, verursacht es lebensbedrohliche Zerstörung. Das vorherrschende Modell 'wirtschaftlicher Entwicklung' richtet sich gegen das Leben selbst."

Alberto Acosta, der Vorsitzender der Verfassunggebenden Versammlung sowie Energieminister Ecuadors war, sprach über das Konzept des "Buen Vivir" (Gutes Leben), das eine zentrale Rolle in der Debatte um Alternativen zum vorherrschenden Wachstumsmodell spielt. "Buen Vivir ist eine Möglichkeit, eine andere Gesellschaft zu schaffen, die auf dem Zusammenleben der Bürger in Vielfalt und Harmonie mit der Natur beruht, und auf der Anerkennung der unterschiedlichen kulturellen Werte basiert, die in der Anden-Region und der Welt bestehen", sagte Alberto Acosta.
Dies stehe einer möglichen Modernisierung der Gesellschaft aber nicht entgegen, insbesondere dann nicht, wenn das Buen Vivir in den technologischen Fortschritt mit einbezogen werde. "Eine wesentliche Aufgabe liegt im fortlaufenden und konstruktiven Dialog des traditionellen Wissens mit dem neuesten universellen Gedankengut, der in einem fortwährenden Prozess der Entkolonialisierung der Gesellschaft dient."