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Von Nepal nach Benin 50.000 Menschen beim Weltsozialforum in Kathmandu

Das Wichtige zuerst. Auch 2026 wird es wieder ein Weltsozialforum (WSF) geben, denn: »Das WSF 2024 in Kathmandu hat gezeigt, dass die globale Zivilgesellschaft immer noch eine starke Stimme hat,« sagte Netra Timsina, Mitglied des nepalesischen Organisationskomitees, »Es gibt immer noch eine lebendige Stimme, die sich gegen Völkermord, Krieg, Klimakatastrophe, Populismus und soziale Ungleichheit ausspricht.«

Rund 50.000 Menschen aus aller Welt waren Mitte Februar in die Hauptstadt Nepals zum 17. Weltsozialforum gekommen und hatten mit ihrem politischen Engagement und ihrer offenkundigen Bereitschaft zur weltumspannenden Kooperation die Mitglieder des Internationalen Rats des WSF ermutigt, die 2001 im brasilianischen Porto Alegre begonnenen Treffen der sozialen Bewegungen fortzusetzen. Der Rat beschloss, dass das nächste WSF 2026 im westafrikanischen Benin stattfinden wird, und folgte damit dem Vorschlag einer Koalition von 300 afrikanischen Organisationen. Die Phase der Stagnation dieser Treffen durch die Pandemie scheint damit überwunden.

Während des fünftägigen Treffens in Kathmandu wurden in über 400 Veranstaltungen zu 13 zentralen Themen diskutiert, darunter Gemeinwirtschaft, Migration, Diskriminierung, Gender, Kultur, Krieg und Frieden, Klimawandel, Rechte indigener Gruppen, Menschenrechte.

Am Tag vor der Eröffnung des WSF sandte UN- Generalsekretär António Guterres eine Gruß- und Solidaritätsbotschaft: »Das Weltsozialforum stellt einen wichtigen Raum dar, um Stimmen Gehör zu verschaffen, sich auf die Schwächsten zu konzentrieren, neue Hoffnung zu geben und innovative Lösungen für den Planeten zu finden«. Guterres verteidigt das »Zusammenstehen für das Gemeinwohl« als grundlegende Notwendigkeit in »einer Zeit eskalierender Konflikte und zunehmender geopolitischer Spaltungen«.

Die Eröffnungsveranstaltung begann mit einem aufrüttelnden Appell Walden Bellos: »Wir stehen alle vor einer Klimakatastrophe. Wir leben im neoliberalen Kapitalismus, obwohl er sich in all seinen Annahmen als falsch erwiesen hat«, sagte der renommierte philippinische Wissenschaftler und Verfechter der Rechte des Globalen Südens. »Wir erleben den globalen Aufstieg des Faschismus, eines Faschismus, der eine Gruppe von Menschen unter die Herrschaft einer anderen Gruppe von Menschen stellen will«, sagte Bello.
Es folgte die traditionelle Demonstration durch das Zentrum der gastgebenden Stadt, in diesem Jahr Kathmandu, einer Stadt mit rund fünf Millionen Einwohnern. Einige Gruppen trugen lange Transparente, während andere Teilnehmer*innen bunte, handgeschriebene Schilder hochhielten, auf denen sie ihre Forderungen zu Themen wie Schuldenerlass, Kampf gegen Kastendiskriminierung und die Rechte von Landarbeitern verkündeten.

Was ist das WSF?

Das WSF entstand 2001 mit dem ersten Treffen in Porto Alegre. Attac Deutschland ist mit einem Sitz im Internationalen Rat des WSF vertreten. Es versteht sich als »offener Treffpunkt für reflektierendes Denken, demokratische Debatte von Ideen, Formulierung von Anträgen, freien Austausch von Erfahrungen und das Verbinden für wirkungsvolle Tätigkeit, durch und von Gruppen und Bewegungen der Zivilgesellschaft, die sich dem Neoliberalismus und Herrschaft der Welt durch das Kapital und jeder möglichen Form des Imperialismus widersetzen.«

Bei diesem Treffen im Herzen Asiens gab es natürlich eine starke lokale und regionale Präsenz, insbesondere aus Nepal selbst und aus dem benachbarten Indien, und dabei vor allem aus den am stärksten marginalisierten Gruppen wie den Dalits (die Kaste der Unberührbaren), Bäuerinnen und Bauern, vielen feministischen Basisaktivistinnen, Gewerkschafter*innen und aus historisch marginalisierten indigenen Völkern. Als »einen Hauch von frischer Luft« kom- mentierte eine Teilnehmerin die starke Präsenz junger Menschen, insbesondere auch der 750 Freiwilligen, die die Logistik des Treffens unterstützten. Insgesamt waren die nicht-asiatischen Teilnehmergruppen deutlich unterrepräsentiert: wenige Europäer*innen und Nordamerikaner*innen, und fast keine Vertretung aus Afrika.

Von den zahlreichen Verabredungen und Aufrufen sei stellvertretend der von dem belgischen Historiker und Aktivisten Eric Toussaint über die wachsende Gefahr des Aufstiegs der extremen Rechten in verschiedenen Teilen der Welt hervorgehoben. Er betont die Notwendigkeit, eine breite internationale Front zu bilden, um ihr entgegenzutreten und auch über das WSF hinaus neue Formen der gemeinsamen und solidarischen Mobilisierung zu suchen. Anregungen, die wir auch bei Attac in Deutschland gern aufnehmen!

Hugo Braun ist aktiv in der Attac-AG Internationales und vertritt Attac im Internationalen Rat des WSF.